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Kreuzfahrt nach Norwegen

Meine Schwester hatte sich von ihren zahlreichen Geschwistern zum 60. Geburtstag eine Kreuzfahrt zum Nordkap gewünscht und auch geschenkt bekommen. Nun ist dieser Geburtstag schon eine Weile her, und die Fahrt wurde zum ersten Mal für 2021 gebucht, scheiterte aber an den bekannten freiheitseinschränkenden Umständen. Erst in diesem Jahr, und mit einer anderen Schifffahrtsgesellschaft, konnte die Reise nun durchgeführt werden.

Das Schiff war die MS Artania von Phoenix-Reisen. Es hat Platz für maximal 1.200 Passagiere, und ungefähr 550 Mitarbeiter. Es gehört damit trotz der Länge von etwa 200 m zu den eher kleinen Schiffen im heutigen Kreuzfahrtgeschehen. Zwar sind Reisen auf diesen Schiffen in der Regel teurer als auf den großen Pötten, die ich gerne als schwimmende Hochhäuser bezeichne und die auch nicht mehr so richtig wie ein edles Kreuzfahrtschiff aussehen, aber es gibt eine ganze Menge Vorteile dieser Schiffe.

    • Man ist nicht so anonym wie auf Riesenschiffen mit 3.000 oder 5.000 Passagieren
    • Die Schiffe können wegen ihrer Größe auch kleinere Häfen ansteuern
    • Man wird von den Bediensteten schnell wieder erkannt und damit persönlicher und freundlicher bedient
    • Es dauert alles nicht so lange (Einschiffung, Bedienung, Wartezeiten auf Tagesausflüge…)

Das Schiff hat insgesamt 8 Etagen, die den Gästen zugänglich sind, dazu gehören drei Restaurants, davon eines als Buffett-Restaurant, sechs Bars unterschiedlicher Größe (wenn ich mich nicht verzählt habe), zwei Poolbereiche, Bibliothek, Internetecke, natürlich ein Bordgeschäft und eine SPA-Abteilung. Bemerkenswert sind die sehr fairen Preise an Bord, so kostet ein Bier 3,70 Euro, Flaschenweine gibt es ab 20 Euro, womit die Preise meist unter denen deutscher Restaurants liegen. Tischwein und Softgetränke waren übrigens zu den Mahlzeiten kostenlos. So kann man recht preisgünstig und ohne Mängel auf dem Schiff leben; dass ich trotzdem eine Abschlussrechnung von über 2.000 Euro hatte (für 2 Personen), lag zum einen daran, dass ich Urlaubsreisen immer nach dem Motto „Man gönnt sich ja sonst nichts“ mache, außerdem waren alle Landausflüge und auch drei Ganzkörper-Aromaölmassagen a 80 Minuten in diesem Betrag enthalten.

Besonders ansprechen möchte ich das Bordrestaurant. Wir waren stets im Restaurant Vier Jahreszeiten, wobei es jedoch in allen Restaurants das gleiche Angebot gab. Zum Abendessen konnte man sich ein Auswahlmenu aus mehreren Kategorien zusammenstellen, bestehend aus Vorspeise, Salat, Suppe, Hauptspeise und Nachtisch, es gab zu jeder Kategorie meist zwei bis vier Wahlmöglichkeiten.

Die Qualität der dargereichten Gänge war bis auf ganz wenige Ausnahmen überirdisch gut. Ich habe lange nicht mehr so gut gegessen wir auf diesem Schiff, nur wenige Sterne-Restaurants, die ich in meinem Leben mal besuchen durfte, hatten eine ähnlich gute Qualität wie ich hier über 14 Tage gleichmäßig erleben durfte. Vorsichtshalber habe ich mich daher nach der Reise noch nicht wieder auf die Waage gestellt.

Der Service in Restaurants und Bars war ebenfalls sehr gut, das Personal, meist aus Ostasien kommend (Philippinnen, Indonesien…), war sehr freundlich und konnte fast immer soviel Deutsch, dass es für eine Bestellung reichte.

Etwas weniger freundlich, aber insgesamt immer noch gut war das Team von Phoenix-Reisen. Hier gab es zwei bzw. drei Ausrutscher, wo ich erleben konnte, dass Mitreisende unfreundliche angesprochen bzw. aus meiner Sicht in deutlich zu lautem Ton gemaßregelt wurden. Das muss nicht sein, und hier sehe ich Nachholbedarf in einer Schulung zum Thema Krisenmanagement und Deeskalation. Aber abgesehen von diesen drei von mir zufällig mitbekommenen Ereignissen war auch das Phoenix-Personal sehr freundlich und hilfsbereit.

Plötzlich und unerwartet gab es auch einen vermutlich kardialen Notfall bereits am zweiten Tag an Bord, so dass der Rettungshubschrauber eine Patientin von Bord in ein norwegisches Hospital fliegen musste. Die medizinische Behandlung an Bord kann ich nicht beurteilen, die organisatorische Abwicklung habe ich jedoch hautnah mitbekommen und erscheint mir verbesserungswürdig.

Noch ein Kritikpunkt (und auch der letzte) der Reise waren die überall aufgestellten Desinfektionsgeräte zur Händedesinfektion. Angesichts der Tatsache, dass es inzwischen genug internationale wissenschaftliche Studien gibt, die die Wirkungslosigkeit solcher Maßnahmen (Mundschutz, Abstand, Händedesinfektion und mehr) in der Verhütung von ansteckenden Atemwegserkrankungen belegt haben, mehr noch gezeigt haben, dass es durch diese Maßnahmen eher zu vermehrter Ansteckung kommt, halte ich solche Maßnahmen für schlicht schwachsinnig, und erwarte eigentlich auch vom an Bord arbeitenden Schiffsarzt, dass er diese Studien kennt und Phoenix entsprechend berät – ansonsten bin ich hier gerne zur Nachhilfe bereit. Ich kann einfach nicht aus meiner ärztlichen Haut.

Nun kann man solche Geräte ja noch entspannt betrachten, und jedem Gast selbst überlassen, ob er es tut oder nicht. Die aktive Aufforderung durch Schilder und auch Personal halte ich aber angesichts der Studienlage für falsch, mal abgesehen davon, dass die meisten Desinfektionsmittel giftige Chemikalien beinhalten und die Passagiere mit den benetzten Händen dann ihr Essen einnehmen. Ich habe übrigens mal nahe am Eingang des Restaurants sitzend die Händedesinfektion beobachtet: nahezu alle Passagiere, die brav den Anweisungen folgten, machten es falsch, so dass keine wesentliche Keimreduktion erzielt werden konnte, dafür jetzt aber giftige Substanzen an den Händen waren.

Nach diesen kritischen Anmerkungen auf allerdings sehr hohem Niveau kann ich ansonsten nur Positives berichten. Aufgrund zahlreicher Angebote an Bord und überwiegend interessanten Landausflüge war dies seit 2019 (vor Corona) die erste wieder wirklich entspannende Reise, die ich erleben durfte.

Norwegen ist ein schönes Land, gerade der Wechsel zwischen Fjorden und hohen Bergen, wie man ihn beim Kreuzen durch die Fjorde erleben konnte, ist atemberaubend. Dazu oft eine wunderbare Ruhe an Deck, das ist im höchsten Maße beruhigend für die stressgeplagte Seele, das Rauschen des Meeres und des Windes tun ihr übriges.

Die Tagesausflüge im Einzelnen genau zu beschreiben, würde hier den Rahmen sprengen, daher möchte ich sie nur kurz streifen und eher Bilder sprechen lassen.

 

Flåm (29.6.24)

Gegen Mittag starten wir unsere Fahrt von Flam aus. Dabei schauen wir kurz in den Ort, bevor wir die Flambahn besteigen. Die Fahrt mit dieser Bahn geht über eine Stunde bis nach Myrdal, unterwegs sehen wir wunderbare Landschaften auf beiden Seiten des Zuges. Dabei wechseln sich tiefe Täler, Wasserfälle, und hohe Berge ab. Auf halber Strecke machen wir einen kurzen Fotostopp an einem beeindruckenden Wasserfall. Dort hören wir auch norwegische Musik, eine Hexe erscheint, um die Männer zu verführen.

In Myrdal wechseln wir den Zug, jetzt geht es mit der Bergenbahn nach Voss. Dort steigen wir aus, nach einem kurzen Gang durch den Ort fahren wir mit dem Bus weiter. Wir fahren durch wunderschöne Landschaften bis zu einem Wasserfall, an dem wir ein Fotostopp machen. Anschließend geht es weiter zu einem Hotel, dort bekommen wir Kaffee und Kuchen. Auf der Terrasse des Hotels haben wir eine wunderbare Aussicht auf ein tiefes Tal. Schließlich geht es weiter mit dem Bus durch zwei lange Tunnel zurück zum Schiff.

 

Ålesund / Geiranger (30.6.24)

Hier haben wir eine Überlandfahrt gemacht, dabei die Rosenkirche besucht, eine Kaffeepause gemacht und am Schluss aus 600 m Höhe einen tollen Blick auf den Geirangerfjord werfen können (siehe Bild ganz oben). Besonders schön war, dass ausgerechnet in der Zeit, in der wir oben waren, unser Schiff auf dem Weg nach Geiranger in den Fjord einfuhr, was zu zahlreichen schönen Fotos führte. Eingeschifft sind wir demzufolge in Geiranger.

Åndalsnes (1.7.24)

Da die Serpentinenstraße wegen Steinschlag gesperrt ist, verläuft die Fahrt anders als in der Reisebeschreibung angegeben ist. Wir fahren zunächst zu den Trollstigheimen, ein mäßig interessanter Ort der Trolle. Dann fahren wir weiter zur höchsten Steilwand Europas, der Trollwand. Obwohl wegen des Wetters alle Gipfel unter Wolken liegen, ist die Sicht beeindruckend, die düstere Atmosphäre passt zu den Trollen, die ja eh keine Sonne mögen.

Wir fahren dann weiter zu einem beeindruckenden Wasserfall, in dem sich größere Wassermengen durch eine enge Schlucht quälen. Das sieht majestätisch aus. Der Ort heißt Slettafossen.

 

Honningsvåg (3.7.24)

Geplant war am Vormittag noch der Besuch von Hammerfest, was jedoch ausfallen musste, weil keine Lotsen für das Schiff zur Verfügung standen.

Die Stadt Honningsvåg ist der Startpunkt der Fahrt zum Nordkap, das mich persönlich eher enttäuscht hat. Die Fahrt zum Kap imponiert durch karge Landschaften und wellenförmige Hügel, einzige Vegetation ist Gras und ähnliche kleine Pflanzen. Kein Busch oder Baum, dafür aber Rentiere, hin und wieder Schneeflächen oder kleine Seen. Das Nordkap selbst ist jedoch zu einer rein kommerzialisierten Touristenfalle geworden. Das Monument am Nordkap ist nicht einmal die nördlichste Stelle Norwegens, man hat es schnell fotografiert, wobei man froh sein kann, wenn nicht zu viele andere Besucher mit auf den Bildern sind, ansonsten nur Läden und Restaurants zum Geld ausgeben.

Wegen des (häufigen) Nebels an dem Tag gab es leider auch keine Fernsicht. Um die immer wieder zu sehenden Bilder des Monuments mit tiefstehender Polarsonne zu fotografieren, muss man schon viel Glück haben.

 

Tromsø (4.7.24)

Eine sehr schöne Stadt im hohen Norden von Norwegen, dazu schien bei unserem Besuch die Sonne, die wir zum ersten Mal auf dieser Reise sahen, nachdem wir oberhalb des nördlichen Polarkreises in der Region waren, in der die Sonne im Sommer 24 Stunden zu sehen ist. Zu erwähnen sind hier neben dem Hafenbereich die Brücke (im Bild Mitte und links) zu einer Insel, auf der die schöne Eismeerkathedrale (rechts hinten) zu sehen ist. Wir haben uns die Stadt in Eigenregie angeschaut.

 

Svolvær (5.7.24)

Der Besuch auf den Lofoten war auch interessant, die Landschaft ist nicht ganz so schroff wie in vielen anderen Teilen Norwegens. Zunächst geht es zum Lofoten-Museum, ein Freiluftmuseum mit einigen alten Fischerhäusern, die bis zu 200 Jahre alt sind. Auf dem Rückweg halten wir an einer Kirche an, die die älteste Kirche von Nord-Norwegen sein soll. Dann fahren wir noch zum Denkmal der einsamen Fischersfrau, die stellvertretend für die Frauen der damaligen Zeit steht, deren Männer beim Fischfang ihr Leben gelassen haben.

Am späten Abend genießen wir die Mitternachtssonne

 

Bodø (6.7.24)

Ankunft am Morgen in Bodø, wir haben uns für Ruhe entschieden und machen nur einige Fotos.

 

Bergen (8.7.24)

Insgesamt wohl die schönste Stadt, die wir besucht haben Nach einem kurzen informativen Stadtrundgang geht es zur Floyenbahn, die auf Schienen mit einem Seil zum Berg hochgezogen wird. Wegen strömenden Regens verzichten wir jedoch auf die geplante Wanderung, da wir auch jetzt schon völlig durchnässt sind. Wir machen einige Nebelfotos, fahren dann zurück ins Tal. Da es hier unten nicht regnet, laufen wir noch ein wenig durch den Stadtteil Bryggen am Hafen und dann zurück zum Schiff.

 

Eidfjort (9.7.24)

Von kleinen Örtchen Eidfjort gibt es nur eine Straße aus dem Ort heraus. Wir besuchen das Hardangervidda-Naturzentrum, einem Erlebnis- und Ausstellungszentrum. Dann fahren wir zur Hardanger-Hochebene und machen beim Sysen-Staudamm eine kurze Fotopause. Schließlich fahren wir zum Vøringsfossen-Wasserfall und genießen einen atemberaubenden Ausblick. Bei der Rückfahrt zum Schiff haben wir Glück und kommen wohlbehalten an. Einige Busse nach uns werden jedoch durch einen plötzlichen Steinschlag auf die einzige Straße an der Rückfahrt gehindert. Erst mit Hilfe der örtlichen Polizei ist eine Rückführung der Gäste zum Schiff möglich.

 

Fazit

Diese Reise hat sich wirklich gelohnt. Es war ein Ausflug in eine schöne, sehr entspannend wirkende Landschaft mit vielen interessanten Ausflügen auf einem tollen Schiff mit erstklassiger Verpflegung und sehr gutem Service. Die MS Artania hat uns sicher nicht zum letzten Mal gesehen.

 

 

Das Beitragsbild zeigt die MS Artania im Geirangerfjord © bei Ralf Tillenburg 2024

Artikel vom: 14.7.2024

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Ich reise für mein Leben gerne, und ich habe auch absolut kein schlechtes Gewissen, wenn mir jemand einreden möchte, ich würde dadurch CO2 generieren. Denn erstens ist der Klimawandel eine große Lügengeschichte (zu der ich mich später einmal äußern werde), und zweitens lebe ich ja für mich und nicht für das Klima.

Beitragsdatum: 3.4.2024

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